Sprachenservice Beate Rademacher

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Liebe Leser,

herzlich willkommen! Schön, dass Sie die Beiträge auf unserem Blog lesen. Als beeidigte Diplom-Dolmetscherin und Übersetzerin möchte ich mein Wissen und meine Erfahrungen aus meiner Tätigkeit mit Ihnen teilen. In Zukunft erscheinen hier Artikel über aktuelle Entwicklungen der Übersetzungsbranche und Beiträge mit praktischen Tipps für eine erfolgreiche internationale Kommunikation. Sie finden hier ferner interessante Links oder Artikel über Sitten und Gebräuche in den jeweiligen Ländern. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Herzliche Grüße
Beate Rademacher

Aufgrund der aktuellen Situation werde ich derzeit häufig gefragt, ob ich die ukrainische Sprache verstehe. Zahlreiche Personen fragen mich, ob es sich um eine eigene Sprache handele oder um einen russischen Dialekt?

Ganz klar, Ukrainisch ist eine eigenständige Sprache, die neben dem Belarussischen (früher als Weißrussisch bekannt) und dem Russischen  zur ostslawischen Sprachgruppe gehört. In der Zeit der Rus (838-1242), dem mittelalterlichen Großreich mit Kiew als politischem und kulturellem Zentrum, das als Vorläuferstaat von Russland, der Ukraine und Belarus angesehen wird, wurde die kyrillische Schrift und eine ostslawische Schriftkultur von den Vorfahren der heutigen Russen, Ukrainer und Belarussen eingeführt. Nach dem Niedergang der Rus, der Aufteilung des Reiches und der Formierung neuer Staaten entwickelte sich die altostslawische Sprache in unterschiedliche Sprachen, u.a. dem Russischen und Ukrainischen. Schon im 17. Jahrhundert gab es signifikante Unterschiede zwischen beiden Sprachen. Während Russisch in der Region um Moskau gesprochen wurde, waren die ukrainischen Territorien über mehrere Länder, wie das Österreich-Ungarische Reich oder den Vorgängerstaat des heutigen Polens, aufgeteilt. Die ukrainische Sprache mischte sich daher mit Elementen des Polnischen, Ungarischen und des Rumänischen. Auch das Russische entwickelte sich zu seiner heute bekannten Form. Zu Zeiten der Sowjetunion war Russisch in allen Sowjetrepubliken, darunter auch in der Ukraine, Amtssprache. Zu Hause wurde häufig weiter Ukrainisch gesprochen. Erst seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991 wurde das Ukrainische erneut Amtssprache. Dennoch ist das Russische in der Ukraine, dem größten Land Europas, aufgrund des hohen Anteils russischsprachiger Ukrainer im Osten und im Süden (Krim, Gebiet Donezk) nach wie vor präsent. Im Westen des Landes und in der Zentralukraine geben 95 % der Ukrainer als Muttersprache Ukrainisch an. Viele Ukrainer sprechen Russisch als Zweitsprache, während nicht alle russischsprachigen Bewohner im Osten der Ukraine unbedingt Ukrainisch sprechen.  

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es heute zwischen den beiden Sprachen? Beide Sprachen nutzen das kyrillische Alphabet, dennoch hat das Ukrainische Buchstaben, die es im Russischen nicht gibt, und umgekehrt. Die Lautbildung ist ähnlich, aber nicht identisch. In beiden Sprachen gibt es deutliche Lautverschiebungen. Auch in der Grammatik und in der Syntax bestehen markante Unterschiede. Die ukrainische Lexik stimmt nur zu gut 60% mit dem russischen Wortschatz überein. Die Nähe zum polnischen Wortschatz ist deutlich größer.

Alles in allem lässt sich feststellen, dass die beiden Sprachen zwar  verwandt, aber nicht identisch sind. Am besten lässt sich das mit dem Deutschen und dem Niederländischen, die beide zwar zu den westgermanischen Sprachen gehören, aber dennoch unterschiedlich sind, vergleichen.

Der Landkreis Coesfeld (NRW) möchte eine Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung schaffen. In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Politische Partizipation“, das von der Landesregierung NRW gefördert wird, soll geprüft werden, wie sich Menschen mit Behinderung auf Kreisebene einbringen können, wie sich eine Interessensvertretung von Betroffenen und Angehörigen zur Förderung von Teilhabe und Inklusion im Sinne der UNO-Behindertenrechtskonvention nachhaltig sicherstellen lässt und wie Betroffene zur politischen Beteiligung gewonnen werden können. Außerdem soll der Bedarf der Betroffenen ausreichend analysiert werden. Zur Durchführung dieser Ziele werden gemeinsame Veranstaltungen und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt, um die Interessensvertretung möglichst passend weiterzuentwickeln.

Wir durften eine Informationsveranstaltung im Rahmen dieses Projekts im August 2021 simultan in Leichte Sprache dolmetschen. Die Vorbereitung für einen Simultan-Einsatz in Leichte Sprache läuft ähnlich wie beim Fremdsprachen-Dolmetschen ab. Der Kunde schickt Informationen über die Veranstaltung (Tagesordnung, Präsentationen, Berichte über vorhergehende Veranstaltungen), damit sich die Dolmetscher mit der Thematik vertraut machen können. Parallel dazu ist die Vorbereitung eines Glossars mit Fachbegriffen empfehlenswert, d.h. Fachbegriffe wie z.B. politische Partizipation werden in Leichter Sprache oder durch einfachere Synonyme erklärt. Die Erklärung muss kurz und prägnant sein, da beim Simultandolmetschen nicht viel Zeit ist. Wünschenswert wäre es ferner, das Glossar  von einer Person der Zielgruppe überprüfen zu lassen. Der Einsatz erfolgte, wie beim Fremdsprachen-Dolmetschen, mit einer Personenführungsanlage (PFA), da die Veranstaltung – unter Corona-Bedingungen –  in einem überschaubaren Rahmen mit insgesamt 20 Personen verlief. Die Teilnehmer konnten bereits auf der barrierefrei gestalteten Einladung ankreuzen, ob sie weiteren Assistenzbedarf haben. Angeboten wurden neben einer Verdolmetschung in Leichte Sprache auch Gebärdendolmetscher, Schriftdolmetscher oder Induktionsschleifen für Hörgeräte, die Hörgeschädigte unterstützen. Abschließend fand ein kurzes Feedback-Gespräch statt. Am Tag nach der Veranstaltung führen Dolmetscher in der Regel eine eigene kurze Nachbereitung wie z.B. die Ergänzung des Glossars durch.  Es war spannend, live in einen neuen Bereich einzutauchen und nach den vielen on line Veranstaltungen eine mehr als willkommene Abwechslung.

Januar 2021 – Deutschland befand sich mitten im 2. Lockdown. Nach den Erfahrungen im ersten Jahr der Pandemie fragten sich viele selbständige Sprachmittler, wie 2021 verlaufen würde.
Seit Ende 2020 arbeitete unser Büro für einen französischen Altenheimbetreiber, der ein deutsches Unternehmen erworben hatte. Neben Dolmetscheinsätzen in Präsenz und virtuell fertigten wir auch Übersetzungen für das Unternehmen an.
Der Gerichtsbetrieb verlief weitgehend normal, wenn man von der Kommunikation durch Trennscheiben, die zum Schutz vor Viren zwischen den Beteiligten aufgestellt wurden, absieht. Besagte Trennscheiben erschwerten die Kommunikation deutlich. Einige Gerichte verfügen glücklicherweise über Personenführungsanlagen (PFA), die es dem Dolmetscher besser ermöglichen, die erforderlichen Abstände einzuhalten.
Dagegen fielen größere Veranstaltungen bis zum Sommer 2021 aus. Veranstaltungen wurden virtuell durch kleinere Meetings, bei denen simultan per Zoom gedolmetscht wurde, ersetzt.
Im Sommer 2021 folgte dann eine Überraschung – der erste Simultaneinsatz in Leichter Sprache zum Thema politische Partizipation für einen Dachverband In Nordrhein-Westfalen. Hierzu finden Sie einen separaten Blogbeitrag auf unserer Internetseite.
Ab Spätsommer folgten Aufträge in der Schweiz. Was für eine Freude nach einer anderthalbjährigen, pandemiebedingten Pause wieder dort arbeiten zu können! Im Gegensatz zu Deutschland gab es in der Schweiz im Winter 2020/21 keinen Lockdown. Ab Sommer 2021 fanden dort vermehrt Veranstaltungen in Präsenz statt. Parallel dazu wird aber auch das sogenannte Ferndolmetschen (RSI) per Zoom oder Webex betrieben.
Außerdem nahm unser Büro im Jahr 2021 die Gelegenheit für ehrenamtliches Engagement im Netzwerk Leichte Sprache wahr. Das Netzwerk suchte Botschafter für Leichte Sprache. Die Botschafter sollen an Schulen, Universitäten, Institutionen oder in Ämtern Vorträge über Leichte Sprache halten und Fragen dazu beantworten. Alle Botschafter arbeiten in einem inklusiven Zweier-Team. Die zukünftigen Botschafter bekamen im Vorfeld eine Schulung, an der sich unser Büro beteiligte.
Damit nahm das Jahr alles in allem einen recht versöhnlichen Ausgang. In Anbetracht steigender Coronazahlen fragte sich allerdings jeder, wie sich das kommende Jahr 2022 gestalten würde.

Im Dezember 2020 durfte unser Büro an einer Broschürenreihe über metastasierten Brustkrebs in Leichter Sprache mit dem Büro Etymo aus Heppenheim, das von Frau Patzke geleitet wird, mitarbeiten. Gerade bei medizinischen Themen empfiehlt sich der Einsatz von Leichter Sprache, da sich viele Patientinnen in Anbetracht der medizinischen Fachsprache überfordert fühlen. Die komplexe Fachsprache stellt – ebenso wie eine Rampe oder eine Treppe – eine Barriere für das Verstehen von Texten oder mündlichen Aussagen dar.

Die Reihe umfasst 8 Einzelbroschüren. Jede Broschüre ist übersichtlich gestaltet und klar strukturiert. Zur besseren Lesbarkeit zeichnet sie sich durch einen größeren Zeilenabstand und eine größere Schrift aus. Der jeweilige Themenbereich wird in kurzen Sätzen verständlich dargelegt. Jede Broschüre umfasst etwa 20 Seiten. Der Reihe ist ein Gesprächsleitfaden für eine gelungene Kommunikation zwischen Arzt und Patientin vorangestellt ist. Patientinnen erhalten Tipps für Arztgespräche in dieser für sie sehr belastenden Situation. Broschüre 2 enthält allgemeine Informationen über die Entstehung von Metastasen bei Brustkrebs. Broschüre 3 erläutert die verschiedenen Möglichkeiten zur Diagnostik von metastasiertem Brustkrebs. Drei weitere Broschüren erklären die Strahlentherapie, Antihormontherapie und zielgerichtete Therapien. Zur Abrundung widmet sich eine Broschüre dem Thema Rehabilitation und eine weitere Broschüre dem Thema Therapietreue für die Zeit nach der akuten Behandlung. Patientinnen erhalten eine Reihe von praktischen Tipps.

In Anbetracht der Tatsache, dass in Deutschland gut 20 Millionen Menschen von Texten in Leichter Sprache profitieren könnten, wäre es wünschenswert, dass zukünftig weitere Patientenratgeber und Aufklärungsbögen in Leichter Sprache erscheinen, um weitere Kommunikationsbarrieren abzubauen.

Im vorherigen Beitrag haben wir RSI aus einem Dolmetschhub beschrieben. In diesem Beitrag möchten wir die Möglichkeiten einer Simultanverdolmetschung über eine Plattform beschreiben. Wir haben uns für die bekannteste Plattform Zoom entschieden, da Zoom derzeit als einzige Plattform für Webkonferenzen eine integrierte Dolmetschfunktion bietet.
Die Zoom-Software kann sehr leicht und benutzerfreundlich auf verschiedenen Betriebssystemen installiert werden. Die Dolmetschfunktion ist jedoch nur in der kostenpflichtigen Professional Version zusätzlich buchbar. Weitere technische Voraussetzungen sind eine gute Internetverbindung sowie Kopfhörer mit Mikrofon.
Für die Planung der Veranstaltung ist nur minimaler Aufwand erforderlich. Das Meeting muss angelegt werden. Ferner muss ein Link an die Teilnehmer versandt werden. Der organisierende Dolmetscher kann 9 Sprachkombinationen anlegen. Derzeit ist Englisch, Chinesisch, Japanisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Portugiesisch, Spanisch und Koreanisch verfügbar. Die Simultandolmetscher befinden sich in 9 virtuellen Kabinen, die ihnen vom organisierenden Dolmetscher zugewiesen werden.
Während der Veranstaltung können sich alle Teilnehmer gegenseitig sehen und können sich am Gespräch beteiligen. Folien von Präsentationen können allerdings nur in der Saalsprache gezeigt werden, was ebenfalls für den Chat gilt. Im Chat kann auch nur in der Saalsprache kommuniziert werden. Auch Mitschnitte können nur in der Saalsprache aufgezeichnet werden.
Simultandolmetscher arbeiten in der Regel zu zweit in einer Kabine und wechseln sich aufgrund der hohen Konzentrationsanforderungen alle 30 Minuten ab. In einer Dolmetschkabine erfolgt der Wechsel in der Regel per Handzeichen. In der virtuellen Kabine ist dies schwieriger. Leider bietet Zoom hier keinen Knopf. Entweder muss das Wechselzeichen für die Übergabe per Chatnachricht an den Kollegen erfolgen oder ein Codewort vereinbart werden. Damit ist ein 3. Kommunikationskanal erforderlich. Unter diesen Bedingungen ist etwas Geschick erforderlich, um dem Zuhörer trotz Wechsel ein angenehmes Hörerlebnis zu verschaffen.
Nachteile dieser Lösung sind der fehlende technische Support bei technischen Schwierigkeiten mit der Audio- oder Videofunktion während der Veranstaltung. Hinzu kommt die oft kritisierte, mangelnde Datensicherheit der Meetings.
Alles in allem bietet Zoom eine einfache, kosteneffiziente Lösung für die Simultanverdolmetschung kleinerer Meetings mit Austausch zwischen allen Beteiligten, die vermutlich auch über die Pandemie hinaus von Bestand sein wird. Für große Veranstaltungen mit Vortragenden bieten sich eher andere Lösungen oder auch Hubs, die die professionellste Lösung für die Simultanverdolmetschung bei Konferenzen bieten, an.

Zu Beginn des Jahres 2020 plante unser Sprachenservice, den Bereich „Leichte Sprache“ ausbauen. Zu diesem Zweck hat unser Büro einen Antrag auf Aufnahme in das „Netzwerk Leichte Sprache e.V.“ mit Sitz in Berlin gestellt. Das Netzwerk macht sich für eine stärkere Verwendung von Leichter Sprache stark, um Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten eine größere, eigenständige Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Mitglieder des Netzwerks betreiben Lobbyarbeit für Leichte Sprache in der Politik, definieren die Regeln für Leichte Sprache, organisieren Schulungen für Leichte Sprache oder geben auch Bücher in Leichter Sprache heraus. Zahlreiche Mitglieder des 2006 gegründeten Netzwerks sind aktive Übersetzer, die Standardtexte in Leichte Sprache übersetzen. Darüber hinaus engagieren sich Prüfer, Wissenschaftler oder Politiker im Netzwerk.
Anfang März wurde die sich abzeichnende Ausbreitung des Coronavirus immer deutlicher. Mitte März stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie ein. Ein Staat nach dem Anderen verkündete den „Lockdown“. Damit kam das öffentliche Leben für sechs Wochen fast zum Stillstand. Um die Verbreitung des Virus zu stoppen, wurden sogar die EU-Binnengrenzen geschlossen. Es zeichnete sich ab, dass Präsenzveranstaltungen (mit oder ohne Dolmetscher) für längere Zeit nicht möglich sein werden. Andere Lösungen für Simultanverdolmetschungen mussten gefunden werden.
Von da an fiel immer häufiger der Begriff „Remote Simultaneous Interpreting“ (RSI), das im Volksmund auch als Fern- oder Videodolmetschen bezeichnet wird. Unser Berufsverband (VKD) begann umgehend Vorträge oder Schulungen zu diesem Thema anzubieten. RSI bezeichnet eine Dolmetschsituation, bei der sich die Dolmetscher nicht an dem selben Ort wie die Vortragenden oder die Zuhörer befinden. Für die Übertragung der Verdolmetschung werden andere Übertragungstechnologien als die klassische Konferenztechnik erforderlich. Dazu gibt es verschiedene Plattformen, die versuchen, die klassischen Funktionen einer regulären Dolmetschkabine abzubilden. Die auch bei Kunden bekannteste Lösung ist Zoom, das die Nutzung von verschiedenen Sprachkanälen ermöglicht. Die Bedienung ist intuitiv und unkompliziert. Andere Plattformen sind KUDO oder Voiceboxer.
Weitere Voraussetzungen für einen erfolgreichen Remote-Einsatz dolmetscherseits sind:
1. eine ruhige Arbeitsumgebung,
2. ein guter Breitband-Internetanschluss,
3. ein gutes USB-Headset.
Neben diesen Plattform-Lösungen bieten etablierte Konferenztechnikanbieter auch Hub-Lösungen an. Die gebuchten Simultandolmetscher sitzen alle entsprechend der derzeitigen Hygienebestimmungen in einer einzelnen Kabine in einem festen oder temporären Hub. Die verschiedenen Sprachkanäle werden vom Technikanbieter zum Kunden gestreamt. Der Technikanbieter kümmert sich, inklusive Probeläufe mit den Teilnehmern am Vortag, vollständig um den reibungslosen technischen Ablauf – ein unschätzbarer Vorteil für alle Beteiligten.
Zu diesem Thema wird in Kürze ein detaillierter Artikel auf diesem Blog erscheinen. Die Internetseite wird ebenfalls um ein neues Kapitel erweitert.
Auf dem Weg einer sich verändernden beruflichen Welt dankt unser Sprachenservice allen Kunden für das in diesem herausfordernden Jahr geschenkte Vertrauen. Wir wünschen allen Kunden und Kollegen ein gesundes, glückliches und coronafreies Jahr 2021.

Herzliche Grüße
Beate Rademacher

Im Laufe dieses Jahres habe ich eine Weiterbildungsreihe über Leichte Sprache, die der BDÜ in Zusammenarbeit mit der Universität Hildesheim angeboten hat, besucht und eine Zertifizierung als Übersetzerin für Leichte Sprache erhalten. In Anbetracht dessen bietet unser Sprachenservice ab sofort Übersetzungen in Leichte Sprache an.

Zu Beginn der Fortbildung wurde das Konzept und die Herkunft der Leichten Sprache, die in den USA und in Skandinavien eine längere Tradition als in Deutschland hat, vorgestellt. Anschließend wurden die Adressaten besprochen. Im ersten Modul stellten die Dozenten die Regeln von Leichter Sprache auf Wort-, Satz- und Textebene, die mit einer Reihe praktischer Übungen veranschaulicht wurden, vor. Jedes Modul schloss mit einer Prüfung ab. Zwischen den einzelnen Modulen mussten die Teilnehmer Texte bearbeiten.

Im zweiten Modul wurden verschiedene Textsorten (u.a. Nachrichtentexte, medizinische Texte, Verwaltungstexte) und ihre mediale Umsetzung behandelt. Ferner erprobten alle Schulungsteilnehmer die Übersetzung von Texten aus der Standardsprache in Leichte Sprache. Zudem wurde die Abwicklung von Übersetzungsaufträgen besprochen.

Im dritten Modul wurde die praktische Übersetzungsarbeit fortgesetzt. Der Fokus lag hier auf fachsprachlichen Ausgangstexten und deren Umsetzung in Leichte Sprache. Ein besonderes Augenmerk lag auf barrierefreien Internet-Seiten. Ferner lernten die Teilnehmer, alles Übersetzer oder Dolmetscher, Tools für die Übersetzungsarbeit und Textprüfung (TextLab) kennen. Abgerundet wurde dieses Modul mit Wortschatzarbeit und der Anlage von Glossaren für Leichte Sprache.

Die Fortbildung wurde von Prof. Dr. Christiane Maaß, die die Forschungsstelle Leichte Sprache an der Universität Hildesheim leitet, und Dr. Isabelle Rink durchgeführt. Die Dozentinnen haben den Inhalt höchst kompetent und abwechslungsreich vermittelt. Sie hatten jederzeit – auch zwischen den einzelnen Modulen – ein offenes Ohr für Fragen, Wünsche und Anregungen der Teilnehmer. Die Dozentinnen ermutigten die Teilnehmer ausdrücklich, ihre Tätigkeit im Bereich Leichte Sprache aufzunehmen, da der Bedarf an guten Texten steige. Für Übersetzer entsteht hier gerade ein neues Tätigkeitsfeld. Im Bereich der mündlichen Kommunikation gibt es erst ganz wenige Dolmetscher, die derzeit Simultandolmetschen in Leichter Sprache anbieten. Es bleib abzuwarten, ob es in absehbarer Zeit Fortbildungen zum Simultandolmetschen in Leichter Sprache geben wird. Die Universität Hildesheim nimmt die mündliche Kommunikation im Bereich Leichte Sprache zum ersten Mal im Wintersemester 2019/20 im Rahmen des Studiengangs „Barrierefreie Kommunikation“ in den Lehrplan auf.

Die Fortbildung hat großen Spaß gemacht. Ich freue mich daher schon auf den nächsten Textworkshop, der nach der Zertifizierung vertiefend angeboten wird.
In Kürze erscheint auf dieser Internetseite eine Unterseite, auf der das Angebot „Leichte Sprache“ ausführlich vorgestellt wird. Wir bitten noch um ein klein wenig Geduld …..

Im letzten Jahr erlebte ich zufällig den Gipfel der Frankophonie, dessen Größe mich nachhaltig beeindruckt hat, im Rahmen einer privaten Reise nach Armenien. Bevor ich meine persönlichen Eindrücke schildere, beginne ich mit ein paar einleitenden Worten über die Organisation.

Die Internationale Organisation der Frankophonie setzt sich aus 54 Mitgliedsstaaten, 4 assoziierten Staaten und 26 Beobachterstaaten zusammen. Sie umfasst alle Staaten, in denen Französisch offizielle Mutter- oder Unterrichtssprache ist. Circa 270 Millionen Menschen sprechen weltweit Französisch als Erstsprache, weitere 700 Millionen Menschen benutzen Französisch als Zweitsprache. Die Organisation entstand 2005 aus der Agentur für kulturelle und technische Zusammenarbeit, die 1970 im Niger gegründet wurde.

Die Organisation fördert den Austausch zwischen Regierungsvertretern und der Zivilgesellschaft in frankophonen Ländern. Auf der Grundlage der Frankophonie-Charta gelten für die Jahre 2015-2022 folgende Ziele:
1. Förderung der französischen Sprache sowie der kulturellen und linguistischen Vielfalt,
2. Förderung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten,
3. Förderung von schulischer und beruflicher Bildung, des Hochschulwesens und der Forschung,
4. Zusammenarbeit im Bereich Entwicklung.

Die OIF gliedert sich in vier Organe:
1. Konferenz der Staats- und Regierungschefs (Gipfel der Frankophonie)
Es handelt sich um eine Konferenz der 84 Staats- und Regierungschefs aller Mitgliedsstaaten, bei der die großen Leitlinien der Frankophonie festgelegt werden. Der Gipfel findet alle 2 Jahre in einem anderen Mitgliedsland statt.
2. Ministerkonferenz
Die verschiedenen Länder werden in diesem Organ durch die Außenminister oder durch die für die Frankophonie zuständigen Minister vertreten. Die Konferenz tagt ein Mal im Jahr, überwacht u.a. Beschlüsse des Gipfels, fasst Beschlüsse zu konkreten Themen des französischen Sprachraums.
3. Ständiger Rat der Frankophonie
Der ständige Rat bereitet die Gipfeltreffen vor und koordiniert die gesamten Aktionen der Organisation. Mitglieder dieses Organs sind die persönlichen Vertreter der Staats- und Regierungschefs. Geleitet wird dieses Organ von der Generalsekretärin. Der Ständige Rat tritt mehrmals im Jahr zusammen. Bei politischen Krisen werden zusätzliche Sitzungen einberufen.
4. Ständige Fachministerkonferenzen

Darüber hinaus arbeitet die Organisation mit 4 Fachagenturen zusammen. Es handelt sich um die Universitäre Agentur der Frankophonie, den französischsprachigen Fernsehkanal TV 5 Monde, die Internationale Organisation der französischsprachigen Bürgermeister und die Universität Senghor in Alexandria, die afrikanische Entwicklungsexperten ausbildet. Weitere Informationen finden Sie auf folgender Internetseite: www.francophonie.org, die mir als Quelle für das Zahlenmaterial diente.

Im letzten Jahr fand der 14. Gipfel der Frankophonie vom 10.-12. Oktober 2018 in der armenischen Hauptstadt Jerewan statt. Zwei Tage vorher tagte die Ministerkonferenz. Das Land hat den Vorsitz für die kommenden 2 Jahre inne. Das Motto des letztjährigen Gipfels lautete: „Solidarisches Zusammenleben und Teilen humanistischer Werte bei bestehender Vielfalt als Quelle für Frieden und Wohlstand im französischsprachigen Raum“. Armenien hat durch Charles Aznavour, dessen Eltern aus dem Land stammen, enge Verbindungen zu Frankreich. Der Sänger, der kurz vor dem Gipfel verstorben ist, genießt dort Heldenstatus.

Aufgrund der vielen internationalen Delegationen, Medienvertreter und Besucher, die zum Teil Nationaltrachten trugen, war die Atmosphäre sehr offen und sehr bunt. Ich habe selten so viele Staatskarossen mit mir unbekannten Flaggen gesehen. Im Zentrum von Jerewan wurde ein Gipfeldorf für die Besucher aufgebaut. Einzelne Länder konnten sich präsentieren, Universitäten stellten sich vor, es fanden Konzerte statt, überall wurde regionales Essen angeboten. Dazu gab es noch reichlich Raum für anregende Begegnungen und Gespräche. Aufgrund der Zugehörigkeit zur Sowjetunion hatten Armenier in der Vergangenheit nur wenig Kontakt mit Ausländern. Sie freuten sich sichtlich und baten begeistert um Fotos.

Am letzten Abend des Gipfels fand ein Konzert im Freien auf dem Platz der Republik, dem Herzen der Stadt Jerewan, statt. Auf dem ovalen Platz, der in den 1920er Jahren angelegt wurde, befinden sich mehrere Regierungsgebäude aus gelbem Tuff mit armenischen Motiven, ein Hotel, ein Museum und ein Brunnen mit Wasserorgel. Das Programm wurde von französischsprachigen Sängern aus verschiedenen Ländern bestritten. Daneben gab es wunderschöne Animationen, Lichtinstallationen und ein Feuerwerk. Ich hatte das Glück, Einlass zu dem Konzert, dem die gesamten Staats- und Regierungschefs mit Begleitung beiwohnten, zu bekommen und erlebte einen Abend in wunderschöner Atmosphäre, der mir die Gelegenheit bot, meine erste Arbeitssprache Französisch mit meiner zweiten Arbeitssprache Russisch, das noch immer Verkehrssprache in Armenien ist, zu verbinden.

Am 30.September jährt sich der Internationale Übersetzertag, der im deutschen Sprachraum auch als Tag des Heiligen Hieronymus, Schutzpatron der Übersetzer und Dolmetscher, gefeiert wird.

Hieronymus (347 – 420) übersetzte zahlreiche Bibeltexte und theologische Schriften ins Lateinische. Er beherrschte sowohl klassisches als auch zeitgenössisches Latein, Griechisch und berief sich in seinen Schriften auch auf Gelehrte, die ihm Hebräisch beigebracht hätten. Seine Übersetzung des Alten Testaments, heute noch als „Vulgata“ bekannt, wurde im 16. Jahrhundert vom Konzil von Trient als maßgebliche Bibelfassung der katholischen Kirche anerkannt.

1954 hatte die Fédération Internationale des Traducteurs (FIT), der internationale Dachverband der Dolmetscher und Übersetzer, zum ersten Mal diesen Gedenktag ins Leben gerufen. 1991 wurde dieser Tag zum Internationalen Übersetzertag erweitert, um den Beruf, der im Rahmen der Globalisierung immer mehr Bedeutung gewinnt, in möglichst vielen Ländern zu fördern.   Diese Bemühungen wurden am 24.05.2017 durch die UNO-Generalversammlung verstärkt, die den Internationalen Übersetzertag weltweit in Kraft gesetzt hat. Damit erkennt die Generalversammlung die Rolle der professionellen Übersetzung bei der Vernetzung von Nationen und deren Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung und Verbreitung von Wissen an.

Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass sie tagtäglich mit Übersetzungen konfrontiert werden – von der App auf dem Smartphone bis zu Romanen, von Webseiten bis hin zu Geschäftsberichten internationaler Großkonzerne. Übersetzungsarbeit spielt aber nicht nur in der Wirtschaft eine zentrale Rolle, sie trägt auch zur Förderung von Kultur und Wissenschaft bei. In mehrsprachigen Ländern wie Belgien, der Schweiz oder Kanada sind Übersetzungen unerlässlich. Dort müssen laut Gesetz politische Vorgänge aller Art in die andere Landessprache übersetzt werden. Die Übersetzertätigkeit dient ebenfalls dem vereinten Europa. Schließlich sagte bereits der italienische Schriftsteller Umberto Eco (1932-2016):

„La lingua dell‘ Europa è la traduzione.“ (Die Sprache Europas ist die Übersetzung)

In diesem Jahr finden Ende September  wieder zahlreiche Veranstaltungen statt. Der Bund der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ)  widmet sich in Erfurt dem Thema Gebärdendolmetschen. In verschiedenen Städten veranstaltet die Weltlesebühne „gläserne Übersetzungen“, bei denen die Zuhörer einen Einblick in den Übersetzungsprozess bekommen. Die Goethe-Institute organisieren ebenfalls verschiedene Veranstaltungen in Ausland.

Wenn die vertraglichen Modalitäten geregelt sind, bereiten sich professionelle Dolmetscher gewissenhaft auf einen Einsatz vor und bitten schon im Vorfeld den Kunden oder den organisierenden Dolmetscher, oft ein Kollege,  um Vorbereitungsmaterial. Nehmen wir einmal an, es handelt sich um eine zweisprachige  Mitgliederversammlung eines Verbands für Physiotherapie, für den der Dolmetscher bisher nicht im Einsatz war.  
Grundlegende Informationen sind die Tagesordnung  mit den Namen und Funktionsbezeichnungen der Redner und den Titeln der Präsentationen sowie eine Teilnehmerliste. Sollten die Präsentationen der einzelnen Redner für die Konferenz noch nicht verfügbar sein, machen Dolmetscher eigene Recherchen und arbeiten die Webseite des Verbandes mit hinterlegten Dokumenten durch. Parallel beginnen die Profis mit der Zusammenstellung eines fachspezifischen Glossars. Dieses  kann sowohl spezifische Bezeichnungen des Verbands (z.B. der einzelnen Gremien), Abkürzungen  als auch medizinische Termini aus dem Bereich der Physiotherapie enthalten. Sollte ein Dolmetscher dabei auf weitere Begriffe oder Sachverhalte treffen, die ihm unklar sind, recherchiert er diese ebenso. Falls die Webseite keine fremdsprachige Version enthält, muss der Dolmetscher diese Termini selbst übersetzen.  Anschließend versucht ein Konferenzdolmetscher weiteres Sekundärmaterial im Internet zu recherchieren. Ebenso nützlich sind Dokumente (Präsentationen oder Protokolle) aus vorherigen Sitzungen.
Endlich kommt der große Tag. Erste  Präsentationen treffen  ein, damit wird der Einsatz immer konkreter. Gehen wir einmal vom Idealfall aus, wir befinden uns eine Woche vor der Konferenz. Die Dolmetscher arbeiten die Präsentationen, wie bereits oben beschrieben, konzentriert durch, markieren dabei Eigennamen, Zahlen oder übersetzen wichtige Begriffe in der Präsentation. Bei Simultaneinsätzen in der Kabine haben Dolmetscher  wenig Zeit. Alles muss sofort präsent sein.  Sollte es sich um eine komplexe Rede handeln, übersetzen die Dolmetscher den Text schon einmal grob im Vorfeld. Anschließend werden diese Begriffe ebenfalls in das fachspezifische Glossar eingetragen. In der Realität werden die  Präsentationen allerdings sehr kurzfristig verschickt. Viele Redner feilen bis zur letzten Minute an ihren Präsentationen, so dass sie die Texte erst am Konferenztag in die Kabine hereinreichen. Dann können die Dolmetscher den Text nur in der Pause überfliegen. Andere Redner können sich schlichtweg nicht vorstellen, dass Dolmetscher Vorbereitungsmaterial benötigen. Obwohl sich Dolmetscher auf verschiedene Fachbereiche spezialisiert haben, sind sie im Vergleich zum Redner keine Fachexperten. Ihr Hauptwerkzeug ist die Sprache. Je mehr Input ein Dolmetscher erhält, desto flüssiger wird die Verdolmetschung.
Während der Vorbereitungszeit ist der Dolmetscher idealerweise mit dem Kabinenkollegen, mit dem er den Einsatz  übernimmt, in Kontakt. So können sie das erstellte Glossar abgleichen oder Sekundärmaterial zu dem Thema  austauschen. Vielleicht kennt der Kollege den Kunden auch bereits und kann damit wertvolle Tipps geben.
Am Vortag  wiederholen Dolmetscher die Begriffe aus dem neu erstellten Glossar, ordnen die Konferenzunterlagen, drucken eventuell einige Seiten aus und machen sich mit der Anreise zum Konferenzort vertraut. Ein neuer spannender Einsatz wirft seine Schatten voraus. …

Im Jahr 2017 dolmetschte ich bei einigen Konferenzen in der Schweiz. Da in Deutschland bedauerlicherweise wenig über die Schweiz berichtet wird, möchte ich diesen Beitrag mit ein paar Zahlen und Informationen untermauern. Die Schweiz hat ca. 8,3 Millionen Einwohner.  Zur Verteilung der Sprachen findet man auf den Internet-Seiten der Schweizer Eidgenossenschaft (1) folgende Informationen:
Für etwa 63% der Bevölkerung ist Deutsch die Hauptsprache. Dabei handelt es sich um ein Gemisch alemannischer Dialekte, die unter dem Begriff „Schweizerdeutsch“ zusammengefasst werden. Zwischen einzelnen Regionen gibt es bedeutende dialektale Unterschiede. Schweizerdeutsch ist keine Schriftsprache. Für den Schriftverkehr bedient man sich des Hochdeutschen.
Etwa 22,5%  der Bevölkerung sprechen Französisch. Sie wohnen hauptsächlich im Westen, der sogenannten welschen Schweiz. Jede Region hat ihre Eigenheiten, dennoch weicht das Schweizer Französisch nur geringfügig vom Standardfranzösisch ab. Exemplarisch möchte ich die Zahlwörter nennen:

Zahl             Schweiz                 Frankreich

70               Septante                 Soixante-dix

80               Huitante                  Quatre-vingt

90               Nonante                  Quatre-vingt-dix

Gerade beim Simultandolmetschen, wo man wenig Zeit hat, finde ich die kürzeren Zahlen, die näher an der deutschen Sprache sind, sehr praktisch.

Circa 8,1 % der Schweizer Bevölkerung haben Italienisch als Muttersprache. Sie leben hauptsächlich im Tessin und in den südlichen Teilen Graubündens. Rätoromanisch sprechen nur noch einige Zehntausend Personen (0,5% der Bevölkerung) in einzelnen Gegenden in Graubünden.

In Artikel 4 der Schweizer Bundesverfassung werden  vier Landessprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch) bestimmt. Artikel 18 garantiert das Prinzip der Sprachenfreiheit, Artikel 70 definiert die Amtssprachen (Deutsch,  Französisch und Italienisch). Alle amtlichen Texte des Bundes wie Gesetzestexte, Internetseiten, Broschüren, Gebäudebeschriftungen usw. müssen auf Deutsch, Französisch und Italienisch verfasst werden. Im Verkehr des Bundes kommt das Rätoromanische hinzu. In der Schweiz leben ca. 25% Migranten, die ebenfalls zur Sprachenvielfalt beitragen. Englisch und Portugiesisch sind die am häufigsten gesprochenen Fremdsprachen.  Hinzu kommt, dass sich der Europa-Sitz der UNO und viele Nichtregierungsorganisationen, Verbände und kulturelle Organisationen, die Dokumente in verschiedenen Sprachen produzieren und einen hohen Bedarf an Dolmetschern  haben, in der Schweiz befinden, was die sprachliche und kulturelle Vielfalt des Landes zeigt.
Wie erlebte ich die Mehrsprachigkeit bei meinen Einsätzen in der Schweiz? Auf jeden Fall sehr positiv.  Die Vorbereitung auf eine Konferenz ist deutlich leichter als in Deutschland, da ich fast das komplette Material in meinen beiden Arbeitssprachen (Deutsch und Französisch) bekommen habe. Wenn ich weitere Informationen recherchieren musste, hat mir das Internet enorm weitergeholfen. Die meisten Webseiten sind mindestens dreisprachig, oft sogar viersprachig, so dass ich einzelne Begriffe exakt recherchierten konnte. In Deutschland verfügen selbst große Firmen nur über eine englische Version ihrer Webseite. Ganz selten findet man eine französische Übersetzung der Webseite.
Bei Konferenzen wird  in der Schweiz aufgrund des hohen Bedarfs häufiger mit mobilen Personenführungsanlagen anstelle von  Dolmetsch-Kabinen gearbeitet, da die Veranstaltungen oft kleiner sind. Manchmal kommen nur 3-5 Teilnehmer, die eine Verdolmetschung benötigen, aus einem anderen Kanton. Die Dolmetscher sind in diesen Fällen näher am Geschehen.
Gerne würde ich diese Eindrücke 2018 vertiefen und weiter darüber berichten.

(1) www.eda.admin.ch/aboutswitzerland/de/home/gesellschaft/sprachen.html

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nicht nur privat, sondern auch beruflich sehr für Sport interessiere. Aus diesem Grund sind Dolmetscheinsätze im Sportbereich für mich immer ein besonderes Highlight. Exemplarisch möchte ich heute einen Einsatz beim DFB-Sportgericht beschreiben, bei dem ich (Mitglied eines Bundesligaclubs) mein Interesse für Fußball  mit meinen Kenntnissen aus Einsätzen für die Justiz hervorragend kombinieren konnte.
Das DFB-Sportgericht, die 1.Instanz der deutschen Sportgerichtsbarkeit, wurde 1963 zusammen mit der Bundesliga gegründet. Sitzungsort ist die DFB-Zentrale in Frankfurt am Main. Es ist zuständig für die Bundesligen und die Regionalligen. Die Besetzung des Gerichts  und das Verfahren gleichen einem Strafverfahren in der ordentlichen Gerichtsbarkeit.  Richter und Mitarbeiter des DFB-Sportgerichts arbeiten ehrenamtlich.
Das Sportgericht kann Sanktionen gegen Vereine oder Spieler wegen Fehlverhaltens erlassen.  Erhält der Spieler eine Rote Karte durch den Schiedsrichter, legt das Sportgericht das Strafmaß je nach Härte des Fouls oder der Unsportlichkeit fest. Wenn beide beteiligten Vereine die Strafe akzeptieren, ergeht ein schriftliches Urteil. Sollte allerdings einer der  Vereine Widerspruch einlegen, findet eine mündliche Verhandlung vor dem Sportgericht in Frankfurt statt. Dies trifft nur auf ca. 20% der Fälle zu. Das Verfahren, in dem die Sache neu aufgerollt wird, wird von einem Vorsitzenden Richter geleitet. Vertreten sind ferner:  Beisitzer,  Kontrollausschuss,  Schriftführer, der Beschuldigte in Begleitung eines Verteidigers. Der Kontrollausschuss hat quasi die Funktion der Staatsanwaltschaft, entscheidet über die Aufnahme von Ermittlungen, Anklageerhebung und stellt einen Strafantrag.  Nach Aufruf der Sache wird in den Sachstand eingeführt, die Beweisaufnahme eröffnet, der Beschuldigte angehört und Zeugen (gefoulter Spieler, Schiedsrichter) vernommen. Anschließend erfolgen die Plädoyers des Kontrollausschusses (Strafantrag) und des Verteidigers. Nach einer kurzen Beratung verkündet das Gericht das Strafmaß. Sollten die Parteien mit dem Urteil nicht einverstanden sein, können sie beim DFB-Bundesgericht (2. Instanz) Einspruch einlegen.
Ich dolmetschte für einen französischsprachigen Spieler, dessen Sperre durch das Urteil um ein Spiel reduziert wurde. Der Spieler und die ihn begleitenden Vertreter des Vereins waren mit diesem Urteil nicht sonderlich zufrieden. Theoretisch kann es aber passieren, dass die Strafe sogar noch härter ausfällt.

Liebe Leser, heute möchte ich über einen konkreten Einsatzbereich im Rahmen meiner Tätigkeit berichten. Seit Ende der 1990er Jahre dolmetsche ich regelmäßig bei Eurobetriebsratssitzungen (EBR) eines großen Automobilzulieferers.

In der EU gibt es zahlreiche Unternehmen mit Niederlassungen und Tochterunternehmen in verschiedenen Ländern. Entscheidungen werden oft am Hauptsitz getroffen und müssen in den einzelnen Ländern umgesetzt werden. Eine Arbeitnehmervertretung, die nur im nationalen Rahmen agieren kann, würde den modernen Entscheidungsstrukturen nicht mehr genügen. Laut EBR-Richtlinie vom 22. September 1994, die durch das Gesetz über Europäische Betriebsräte (EBRG) vom 28. Oktober 1996 (BGBl. I S. 1548) in deutsches Recht umgesetzt wurde und am 6. Mai 2009 auf EU-Ebene novelliert wurde (EU-RL 2009/38 EG), können Konzerne oder Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigen in Europa und mindestens 150 Beschäftigten in zwei Ländern einen EBR gründen, wenn mindestens 100 Beschäftige Verhandlungen zur Gründung eines EBR beantragen. Die Bildung eines EBR wird vom Besonderen Verhandlungsgremium, das aus dem zentralen Management und Arbeitnehmerdelegierten besteht, ausgehandelt. Das Gremium verhandelt über den Inhalt einer EBR-Vereinbarung. Diese regelt die Größe und Zusammensetzung des EBR, der aus einem Vorsitzenden, einem stellvertretenden Vorsitzenden, 5 Mitgliedern im Geschäftsführenden Ausschuss und deren Vertreter sowie weiteren Mitgliedern im Plenum bestehen soll. Im Durchschnitt umfasst ein EBR 30 Mitglieder aus verschiedenen Ländern. Ferner werden in der EBR – Vereinbarung die Anzahl der Sitzungen des Plenums (eine Sitzung mit dem zentralen Management pro Jahr) und des Geschäftsführenden Ausschusses (2-4 jährliche Sitzungen) vereinbart. Auch die finanzielle Ausstattung des EBR, Verdolmetschung von Sitzungen und Übersetzung von Sitzungsdokumenten werden geregelt.

Nach Unterzeichnung der EBR-Vereinbarung werden die Delegierten für den Eurobetriebsrat in den verschiedenen Ländern gewählt und in den EBR entsandt. Die Anzahl der EBR-Sitze eines Landes hängt von der Beschäftigtenzahl in dem jeweiligen Land ab. Jedes Land im Geltungsbereich der Richtlinie, in dem eine Betriebsstätte besteht, erhält mindestens einen Sitz. Für Länder mit einem größeren Belegschaftsanteil (bezogen auf die Gesamtbelegschaft) gilt folgende Staffelung: ab 10% der Belegschaft 2 Sitze, ab 20% der Belegschaft 3 Sitze, ab 30% der Belegschaft 4 Sitze usw.

Bei der konstituierenden Sitzung werden der Vorsitzende, Stellvertretende Vorsitzende, die einzelnen Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses mit Vertretern für die Dauer von vier Jahren gewählt.

Durch die Arbeit des EBR haben Arbeitnehmervertreter das Recht, von der Firmenleitung über die Geschäfts- und Beschäftigungslage, Umstrukturierungen, geplante Schließungen, Fusionen und Verlagerungen, die mindestens zwei Länder betreffen, informiert zu werden und dazu Stellung zu nehmen (Informations- und Konsultationsrecht). Im Gegensatz zu deutschen Betriebsräten besitzt der EBR keine weitreichenden Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte. Damit gleicht der EBR mehr einem europäischen Wirtschaftsausschuss. Auch wenn es nicht gelingt, Pläne des Managements komplett zu verhindern, können geplante Maßnehmen so verändert werden, dass sie weniger Beschäftige betreffen, Umstrukturierungen sozialverträglicher gestaltet werden oder Abfindungen besser verhandelt werden können. Hierzu leisten grenzüberschreitende Informationen einen wichtigen Beitrag.

Bei der Entwicklung der Kommunikation von Arbeitnehmervertretern und dem zentralen Management spielen sprachliche und kulturelle Unterschiede eine große Rolle. Dabei wäre es sehr hilfreich, wenn sich beide Parteien in einer gemeinsamen Sprache, wie Englisch, verständigen könnten. Englisch gilt als globale Management-Sprache, kann aber auch relativ schnell erlernt werden, um sich zumindest außerhalb der Sitzungen verständigen zu können. In der Regel haben besonders Delegierte aus Mittel- und Osteuropa, die seit der EU-Erweiterung 2007 Mitglieder im EBR sind, Defizite in diesem Bereich. Die Delegierten können dazu Sprachtrainings in Anspruch nehmen. Allerdings reichen diese Sprachtrainings nicht aus, um komplexen Sachverhalten während der Sitzungen zu folgen und dazu Stellung zu nehmen. Aus diesem Grund haben die Delegierten Anspruch auf die in der EBR – Vereinbarung garantierte Simultan-Verdolmetschung. Oft kommt nur ein Delegierter aus einem EU-Land, für den aber zwei Simultandolmetscher tätig sind, da sich die Dolmetscher alle 30 Minuten in der Kabine abwechseln. Bei meiner Tätigkeit für den genannten Automobilzulieferer wurde in den ersten Sitzungen Ende der 1990er Jahre nur in zwei Fremdsprachen (Englisch und Französisch) gedolmetscht. In den folgenden Jahren kamen durch Fusionen Italienisch und Spanisch sowie Polnisch, Rumänisch und Tschechisch aufgrund von Verlagerungen und der EU-Osterweiterung als Konferenzsprachen hinzu. Gleichzeitig sank die Zahl der Delegierten aus Westeuropa zugunsten osteuropäischer Arbeitnehmervertreter. Heute werden die Sitzungen regelmäßig in sieben Fremdsprachen verdolmetscht.

In der letzten Zeit liest man immer häufiger den Begriff „Leichte Sprache“. Aber was verbirgt sich dahinter? Es handelt sich um eine Plansprache, die speziell für die schriftliche Kommunikation konzipiert wurde. Sie folgt den Regeln der deutschen Standardsprache, allerdings werden Grammatik und Wortschatz in reduzierter Form angewandt. Damit ist sie leichter verständlich. Laut Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Fremdsprachen, der 6 Kompetenzniveaus festlegt, entspricht Leichte Sprache dem Niveau A1.

Wer profitiert von Leichter Sprache? In Deutschland gibt es etwa 7,5 Millionen erwachsene funktionale Analphabeten. Darüber hinaus haben Personen aus bildungsfernen Elternhäusern, Menschen mit Lernschwierigkeiten, geistigen Behinderungen, Gehörlosigkeit oder Demenz, aber auch Personen mit anderen Erstsprachen Schwierigkeiten mit fachlichen Texten wie Verwaltungstexten (z.B. Rentenbescheide, Versicherungsverträge, Zeugenladungen) oder medizinischen Texten (z.B. OP-Aufklärungsbögen). Diesen Personen soll Zugang zu Informationen gewährt werden, damit sie selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können (barrierefreie Kommunikation). Insgesamt wird der Personenkreis, der von dem Zusatzangebot in Leichter Sprache profitieren wird, auf 20 Millionen Menschen geschätzt.

Inzwischen wurde für Personen mit geistiger Behinderung ein Rechtsanspruch auf Leichte Sprache gesetzlich verankert. Exemplarisch möchte ich das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) zitieren, das 2016 überarbeitet wurde. Paragraph 11 besagt: „Träger öffentlicher Gewalt im Sinne des § 1 Absatz 2 Satz 1 sollen Informationen vermehrt in Leichter Sprache darstellen.“ Die Bestimmung tritt zum 01.01.2018 in Kraft und gilt zunächst auf Bundesebene, wobei davon auszugehen ist, dass auch die jeweiligen Landesgesetze in den nächsten Jahren angepasst werden. Für die Betroffenen soll in den nächsten Jahren eine Datenbank mit Mustertexten behördlicher Schreiben in Leichter Sprache entstehen.

Leichte Sprache ist ein sehr junges Forschungsfeld. In der Vergangenheit gab es einige allgemeine Regeln wie „einfache, kurze Sätze“, „keine Negation“, „kein Konjunktiv“. Aber was sind einfache Sätze? Ein erstes, wissenschaftlich fundiertes Regelwerk erschien 2014, das von der Forschungsstelle Leichte Sprache an der Universität Hildesheim herausgegeben wurde. Hier ein Auszug der Regeln, die verschiedene Ebenen umfassen:

1.Zeichenebene:
• Zahlen werden als Ziffern geschrieben (10 statt zehn),
• Als Lesehilfe bei langen Wörtern Bindestrich oder Mediopunkt benutzen (Amts-gericht bzw. Amts•ˑgericht statt Amtsgericht),

2. Wortebene:
• Möglichst Grundwortschatz verwenden (Vogel statt Nymphensittich),
• Fach- und Fremdwörter vermeiden oder erklären, sofern sie für den Text zentral sind,

3. Satzebene:
• Aktiv statt Passiv,
• Indikativ statt Konjunktiv,
• Verbal- statt Nominalstil (Lisa freut sich sehr statt Lisas Freude ist groß),
• Eine Aussage pro Satz,
• Verneinung vermeiden (Peter ist gesund statt Peter ist nicht krank),

4. Textebene:
• Verwendung gleicher Wörter für gleiche Sachverhalte (Synonyme vermeiden),
• Zwischenüberschriften verwenden,
• Bebilderung altersgerecht gestalten,

5. Layout-Ebene:
• Listen statt Aufzählungen,
• Hervorhebungen durch Fett-Druck,
• Klare, nicht verschnörkelte Schriftarten verwenden,

Beispiel für eine Übersetzung in Leichte Sprache:

Ausgangstext:
Falls der Neffe nur einen Gegenstand erhalten und nicht als Miterbe an der Gesamtheit ihres Vermögens beteiligt werden soll, handelt es sich um ein Vermächtnis. Ein Vermächtnis ist die Verfügung, durch die der Vermächtnisnehmer einen Anspruch gegen Erben auf Übertragung eines einzelnen Gegenstands […] erhält.

Zieltext:
Ihr Neffe Jens bekommt ein Vermächtnis.
Das bedeutet:
Jens bekommt nur 1 bestimmte Sache von Ihnen.
Zum Beispiel:
Ihre goldene Uhr.
Sie haben in Ihrem Testament entschieden:
Jens bekommt keine anderen Sachen.

(Quelle: Niedersächsisches Justizministerium (2015): Vererben – Erben, www.mj.niedersachsen.de – Downloads)

Derzeit gibt es neben Büchern und Zeitungen bereits Rundfunknachrichten in Leichter Sprache. Kritiker befürchten, dass die Übersetzung von Texten in Leichte Sprache dazu beitrage, das Sprachniveau der Zielgruppen dauerhaft niedrig zu halten, da es nun keine Motivation für den Ausbau der Lesefähigkeiten gäbe. Das wird nicht der Fall sein, denn die Motivation für den persönlichen Ausbau von Lesefähigkeiten setzt eine Auseinandersetzung mit Texten voraus, die aber ohne geeignete Texte (in Leichter Sprache) gar nicht erst möglich ist. Leichte Sprache beweist auch hier ihre Brückenfunktion und kann für die genannten Zielgruppen ein Sprungbrett auf dem Weg zu Standardtexten werden.

Der Bereich Leichte Sprache ist für Autoren und Übersetzer besonders interessant. Der Bedarf an Leichte-Sprache-Texten ist groß und wird im Rahmen der gesetzlichen Umsetzungen als Instrument der Inklusion weiter ansteigen. Mit zunehmender Nutzung wächst das Potential Leichter Sprache, so dass es sich auch für (Werbe-) Texter und Unternehmen lohnen wird, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um neue Zielgruppen zu erschließen oder sich als Pionier von der Konkurrenz abzuheben.

Der Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) im BDÜ e.V. vertritt die Interessen des Berufsstands der Konferenzdolmetscher. Er zählt über 650 Mitglieder, die in 32 Arbeitssprachen dolmetschen, und steht im engen Austausch mit Ausbildungsstätten für Konferenzdolmetscher. Anspruchsvolle Aufnahmekriterien tragen zur Qualitätssicherung bei. Neben zahlreichen Fortbildungsmöglichkeiten zur Weiterqualifizierung von Mitgliedern hat der Verband ein Programm zur Nachwuchsförderung ins Leben gerufen.

Das Nachwuchsprogramm erstreckt sich jeweils über zwei Jahre. Dabei werden Tandems aus Berufseinsteigern (Mentees) und erfahrenen Kollegen (Mentoren) gebildet. Die Programmkoordinatoren versuchen eine größtmögliche Übereinstimmung hinsichtlich der geografischen Nähe des Berufswohnsitzes und der Arbeitssprachen zwischen Mentees und Mentoren zu erreichen. Die Tandems schließen zu Beginn des Programms eine Zielvereinbarung, können aber selbst über die Ausgestaltung ihrer Zusammenarbeit entscheiden. In der Regel treffen sich die Tandems 1 Mal pro Monat zum Aufbau einer Vertrauensbasis und telefonieren bei Bedarf. Bei dieser Gelegenheit können die Berufseinsteiger Fragen stellen oder verschiedene Situationen des Berufslebens gemeinsam mit den Mentoren in aller Offenheit reflektieren. Die Mentoren sollten dabei ein ehrliches Interesse an der Entwicklung und der beruflichen Förderung ihrer Mentees haben. Das Programm schließt aber auch gemeinsame Dolmetscheinsätze bei Konferenzen oder die gemeinsame Bearbeitung umfangreicher Übersetzungsprojekte nicht aus.

Anfang Dezember 2016 fragte mich der Programmkoordinator, ob ich Interesse hätte, ein Tandem mit Monika Rup, einer jungen Berufseinsteigerin aus Heidelberg, die Anfang 2016 ihren MA-Abschluss als Konferenzdolmetscherin in den Sprachen Französisch und Englisch an der Universität Heidelberg gemacht hat, zu bilden. Fachgebiete der jungen Kollegin sind Jura und Kunst. Wir lernten uns bei einem Treffen vor Weihnachten in Heidelberg kennen und haben beschlossen, es „miteinander zu versuchen“ und für die Jahre 2017-2019 ein Tandem zu bilden. Ich bin gespannt, wie sich der Austausch entwickeln wird.

Am 20.10.2016 fand eine Auftaktveranstaltung zum Programm „Frankfurt auf Französisch – Frankreich Ehrengast der Buchmesse 2017“ im Frankfurter Congress Center im Rahmen der letztjährigen Buchmesse statt. Bei dieser Veranstaltung waren der damalige französischen Premierminister Manuel Valls und Kulturministerin Audrey Azoulay anwesend. Ich freute mich, die Simultanverdolmetschung deutsch-französisch-deutsch an diesem Tag übernehmen zu dürfen.
Der Ehrengastauftritt bei der Buchmesse vom 11.-15. Oktober 2017 bildet den Höhepunkt eines in ganz Deutschland stattfindenden französischen Kulturjahrs mit Veranstaltungen rund um die französische Sprache und Kultur. Der Startschuss fällt im März während der lit.Cologne und der Leipziger Buchmesse. Geboten werden hunderte Veranstaltungen aus unterschiedlichen Literatur- und Kultursparten wie Jugendliteratur, Comics, Digitalisierung, Theater, Kino, Musik u.v.m. in einer ganzen Reihe von Städten, u.a. Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Mainz, Düsseldorf (hier startet die Tour de France 2017), Essen, Köln, Aachen, Bonn. Frankophone Länder wie Belgien, die Schweiz, der Maghreb-Raum und einige afrikanische Staaten werden ebenfalls mit von der Partie sein. Während der Buchmesse wird Frankreich durch den Gastland-Pavillon präsent sein und in Zusammenarbeit mit verschiedenen kulturellen Institutionen in der Stadt Frankfurt kulturelle Veranstaltungen durchführen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite von „Frankfurt auf Französisch“ unter http://www.francfort2017.com

Aufgrund des bis 1918 in Russland gebräuchlichen julianischen Kalenders, der eine Differenz von 13 Tagen zum heute üblichen gregorianischen Kalender aufweist, feiern die Russen Weihnachten und Silvester in „umgekehrter Reihenfolge“. Der 24.12. ist ein normaler Werktag. Die ersten Feierlichkeiten zum Jahreswechsel beginnen am 31.12.

Silvester/Neujahr:

Da das christliche Weihnachtsfest nach der Oktoberrevolution abgeschafft wurde, wurden bestimmte Bräuche einfach zum Neujahrsfest übernommen. Damit wurde der 31. Dezember zum wichtigsten Festtag in Russland, der sehr lange vorbereitet wird. Viele sind der Ansicht, dass das neue Jahr so verläuft, wie es an Neujahr begrüßt und gefeiert wird. Der Weihnachtsbaum wird am 30. oder 31.12 aufgestellt und geschmückt. Der Silvesterabend fängt für viele russische Familien gegen 22 Uhr mit Freunden und Verwandten zu Hause am reich gedeckten Tisch an. Drei Gänge – Salate, Hauptgang und Dessert- sind das Minimum bei einer klassischen Neujahrsfeier in Russland. Während des Essens wird das alte Jahr verabschiedet. Man wünscht sich: „Lasst alles Schlechte im alten Jahr bleiben und nehmen wir nur Gutes mit ins neue Jahr.“ Kurz vor Mitternacht beginnen die Uhren am Kreml-Turm am Roten Platz ihren Countdown, der im Fernsehen übertragen wird. Beim letzten Schlag stoßen die Russen mit Sekt an und wünschen einander «C Новым Годом» (Alles Gute zum neuen Jahr). Danach feiern die Erwachsenen weiter, während die Kinder ungeduldig auf „Väterchen Frost“ und seine Enkelin Snegurotschka (Schneemädchen) warten. Väterchen Frost bringt die Geschenke im Laufe der Nacht und legt sie unter den Tannenbaum, so dass die Kinder sie am 01. Januar direkt nach dem Aufstehen finden.

Weihnachten:

Das religiöse Weihnachtsfest war zu Zeiten der Sowjetunion verboten. Erst seit 1991 ist der 07. Januar wieder ein offizieller Feiertag und wird dementsprechend gefeiert. Am 07.Januar werden Freunde und Verwandte zu Hause empfangen. Seit den letzten Jahren besuchen mehr Leute die russische Kirche und nehmen an langen Weihnachtsgottesdiensten teil. Der zentrale Gottesdienst findet in der Moskauer Erlöserkirche statt. Es werden kleine Geschenke überreicht. Am 07. Januar begrüßen sich alle mit „C Рождеством Христовым», was eigentlich „Frohe Christliche Weihnachten“ bedeutet. Für viele ist Weihnachten die Fortsetzung von Silvester, für andere einfach eine Möglichkeit sich von der Arbeit auszuruhen. Nach Weihnachten beginnt wieder der Alltag, aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, noch einmal das Neue Jahr zu feiern. Wenn man sich auf den alten Julianischen Kalender bezieht, kann man am 13. Januar noch einmal Neujahr feiern. Es wind in Russland „altes neues Jahr“ genannt. Es ist zwar kein offizieller Feiertag mehr, aber das alte neue Jahr wird aus der Tradition heraus gefeiert. Russen feiern eben gerne. Für viele Leute ist es dann endgültig Zeit, den Weihnachtsbaum zu entfernen und Mitte Januar in den Alltag zurückzukehren

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Beate Rademacher
Diplom-Dolmetscherin
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