Internationale Organisation der Frankophonie (OIF)
Im letzten Jahr erlebte ich zufällig den Gipfel der Frankophonie, dessen Größe mich nachhaltig beeindruckt hat, im Rahmen einer privaten Reise nach Armenien. Bevor ich meine persönlichen Eindrücke schildere, beginne ich mit ein paar einleitenden Worten über die Organisation.
Die Internationale Organisation der Frankophonie setzt sich aus 54 Mitgliedsstaaten, 4 assoziierten Staaten und 26 Beobachterstaaten zusammen. Sie umfasst alle Staaten, in denen Französisch offizielle Mutter- oder Unterrichtssprache ist. Circa 270 Millionen Menschen sprechen weltweit Französisch als Erstsprache, weitere 700 Millionen Menschen benutzen Französisch als Zweitsprache. Die Organisation entstand 2005 aus der Agentur für kulturelle und technische Zusammenarbeit, die 1970 im Niger gegründet wurde.
Die Organisation fördert den Austausch zwischen Regierungsvertretern und der Zivilgesellschaft in frankophonen Ländern. Auf der Grundlage der Frankophonie-Charta gelten für die Jahre 2015-2022 folgende Ziele:
1. Förderung der französischen Sprache sowie der kulturellen und linguistischen Vielfalt,
2. Förderung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten,
3. Förderung von schulischer und beruflicher Bildung, des Hochschulwesens und der Forschung,
4. Zusammenarbeit im Bereich Entwicklung.
Die OIF gliedert sich in vier Organe:
1. Konferenz der Staats- und Regierungschefs (Gipfel der Frankophonie)
Es handelt sich um eine Konferenz der 84 Staats- und Regierungschefs aller Mitgliedsstaaten, bei der die großen Leitlinien der Frankophonie festgelegt werden. Der Gipfel findet alle 2 Jahre in einem anderen Mitgliedsland statt.
2. Ministerkonferenz
Die verschiedenen Länder werden in diesem Organ durch die Außenminister oder durch die für die Frankophonie zuständigen Minister vertreten. Die Konferenz tagt ein Mal im Jahr, überwacht u.a. Beschlüsse des Gipfels, fasst Beschlüsse zu konkreten Themen des französischen Sprachraums.
3. Ständiger Rat der Frankophonie
Der ständige Rat bereitet die Gipfeltreffen vor und koordiniert die gesamten Aktionen der Organisation. Mitglieder dieses Organs sind die persönlichen Vertreter der Staats- und Regierungschefs. Geleitet wird dieses Organ von der Generalsekretärin. Der Ständige Rat tritt mehrmals im Jahr zusammen. Bei politischen Krisen werden zusätzliche Sitzungen einberufen.
4. Ständige Fachministerkonferenzen
Darüber hinaus arbeitet die Organisation mit 4 Fachagenturen zusammen. Es handelt sich um die Universitäre Agentur der Frankophonie, den französischsprachigen Fernsehkanal TV 5 Monde, die Internationale Organisation der französischsprachigen Bürgermeister und die Universität Senghor in Alexandria, die afrikanische Entwicklungsexperten ausbildet. Weitere Informationen finden Sie auf folgender Internetseite: www.francophonie.org, die mir als Quelle für das Zahlenmaterial diente.
Im letzten Jahr fand der 14. Gipfel der Frankophonie vom 10.-12. Oktober 2018 in der armenischen Hauptstadt Jerewan statt. Zwei Tage vorher tagte die Ministerkonferenz. Das Land hat den Vorsitz für die kommenden 2 Jahre inne. Das Motto des letztjährigen Gipfels lautete: „Solidarisches Zusammenleben und Teilen humanistischer Werte bei bestehender Vielfalt als Quelle für Frieden und Wohlstand im französischsprachigen Raum“. Armenien hat durch Charles Aznavour, dessen Eltern aus dem Land stammen, enge Verbindungen zu Frankreich. Der Sänger, der kurz vor dem Gipfel verstorben ist, genießt dort Heldenstatus.
Aufgrund der vielen internationalen Delegationen, Medienvertreter und Besucher, die zum Teil Nationaltrachten trugen, war die Atmosphäre sehr offen und sehr bunt. Ich habe selten so viele Staatskarossen mit mir unbekannten Flaggen gesehen. Im Zentrum von Jerewan wurde ein Gipfeldorf für die Besucher aufgebaut. Einzelne Länder konnten sich präsentieren, Universitäten stellten sich vor, es fanden Konzerte statt, überall wurde regionales Essen angeboten. Dazu gab es noch reichlich Raum für anregende Begegnungen und Gespräche. Aufgrund der Zugehörigkeit zur Sowjetunion hatten Armenier in der Vergangenheit nur wenig Kontakt mit Ausländern. Sie freuten sich sichtlich und baten begeistert um Fotos.
Am letzten Abend des Gipfels fand ein Konzert im Freien auf dem Platz der Republik, dem Herzen der Stadt Jerewan, statt. Auf dem ovalen Platz, der in den 1920er Jahren angelegt wurde, befinden sich mehrere Regierungsgebäude aus gelbem Tuff mit armenischen Motiven, ein Hotel, ein Museum und ein Brunnen mit Wasserorgel. Das Programm wurde von französischsprachigen Sängern aus verschiedenen Ländern bestritten. Daneben gab es wunderschöne Animationen, Lichtinstallationen und ein Feuerwerk. Ich hatte das Glück, Einlass zu dem Konzert, dem die gesamten Staats- und Regierungschefs mit Begleitung beiwohnten, zu bekommen und erlebte einen Abend in wunderschöner Atmosphäre, der mir die Gelegenheit bot, meine erste Arbeitssprache Französisch mit meiner zweiten Arbeitssprache Russisch, das noch immer Verkehrssprache in Armenien ist, zu verbinden.